Die Formnext Connect war lange als Präsenzmesse geplant. Als jedoch die Covid-19-Erkrankungen im September stiegen, entschieden auch die Veranstaler, dass die Veranstaltung 2020 ins digitale Format wechselt. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte, denn von einer wirkliche Dezimierung der Anzahl der Erkrankungzen kann auch heute immer noch nicht die Rede sein. Von Sabine Slaughter
Das digitale Format der Formnext war etwas, wovon auch heute noch viele – Aussteller und Besucher – sprechen. Eine digitale Messe, die es zuließ, sich mit Handschlag zu begüßen, viele eins zu eins Gespräche – oder wenn gewünscht auch Gruppengespräche – führen zu können. Natürlich fehlten auch Präsentationen, Vorträge und weitere Bestandteile einer „analogen“ Messe nicht. Die Plattform, obwohl noch nicht ausgereift, bot viel und ist ein wirklicher Ansatz für weitere Veranstaltungen bis Präsenzmessen sicher und zuverlässig wieder möglich werden. Dieses jedoch steht, obwohl Impfseren mehr oder weniger zur Verfügung stehen, noch in den Sternen, um nicht zu sagen in der Zukunft.
Ich höre schon viele Leser fragen: Wie? Eins-zu-eins Gespräche und Handschlag? Ja, denn die Plattform, welche bereits eine Woche vor dem eigentlichen Messetermin freigeschaltet wurde – und auch nach der Messe noch Wochen zur Verfügung stand – bot sich dem Besucher stark orientiert an einer „analogen“ Messe.
Besucher sowie Aussteller konnten sich mittels eines virtuellen Handschlags miteinander „vernetzen“. War die Vernetzung erfolgreich – also haben beide Partner den Handschlag des anderen akzeptiert, waren sowohl die Chat-Funktion, wie auch die Möglichkeit eines virtuellen Treffens in separaten virtuellen Onlinemeetings face-to-face möglich. Hierfür gab es eigens ein Terminierungswerkzeug – sehr komfortabel, da dieses eine Doublettenkontrolle beinhaltete welche keine gleichzeitigen Meetings zuließ. Hatte dann eine Partei die Einladung in den virtuellen Gesprächsraum mit Video der anderen akzeptiert, dann konnte zur vereinbarten Zeit face-to-face konferiert werden.
Dieses Angebot nahmen viele Teilnehmer wahr und es entwickelte sich eine rege Konferenztätigkeit, welche oftmals aufgrund der 15-minütigen Terminierungsmöglichkeiten in eine Art „Speeddating“ ausartete. Oder man erhielt eine Konferenzanfrage für eine andere Zeitzone, da der anfragende Partner in seinem zumeist Home-Office, natürlich seine lokale Zeitzone bedient. Die Freischaltung dieser Funktion eine Woche vor der eigentlichen Messe sowie noch Wochen später ermögichte jedoch auch ein wesentlich intensiveres, entspannteres Veranstaltungserlebnis, da Termine auch in der „nächsten Woche“ vereinbart werden konnten und die virtuellen Konferenzräume auch hier zur Verfügung standen. Einzig und allein die Frage „Möchten Sie einen Kaffee oder Kekse?“ konnte von der virtuellen Plattform nicht bedient werden, so dass man sich um diese essentiellen Konferenzzugaben selbst in den Meeting-Pausen kümmern musste. Aber das ist das kleinste Problem, wenn man im Home-Office ist.
So konnte man eine Vielzahl von Unternehmen kontaktieren, sprechen und von Ihnen Informationen erhalten. So habe ich beispielsweise abends um neun Uhr MEZ eine Anfrage aus den USA erhalten, diese akzeptiert, um dann um kurz vor Mitternacht ein virtuelles Meeting abzuhalten. Mein Gesprächspartner, der sich gerade das erste Mal bei der Formnext Connect eingeloggt hatte, war sichtlich verdutzt, dass nicht nur sein Handschlag akzeptiert wurde, sondern auch tatsächlich jemand bei der virtuellen Konferenz erschien. Es ergab ich ein spannendes und sehr interessantes Gespräch dessen Inhalte wir in einer der nächsten Ausgaben vorstellen werden. Und das ist nur ein Beispiel dafür wie herausragend diese Messe und das Matchmaking-Werkzeug der Formnext Connect wirklich auch alle Teilnehmer zusammen brachte. Aber das war das schöne an diesem Meeting und vielen anderen: Ich hätte bei einer wirklichen Präsenzmesse, nie diese Menge an Kontakten knüpfen und vertiefen können. Ich hätte nie soviel über Produkte, Materialien, Anwendungen, technische Hintergründe und Schwierigkeiten, die Anwender und Hersteller bei der Arbeit mit additiver Fertigung erleben, gelernt. Eine Vielzahl von Inspirationen, Anregungen und Einsichten, nicht nur für Artikel, strömte auf – wahrscheinlich nicht nur mich – ein.
Dieses wurde untermauert von den sehr interessanten Präsentationen, Live-Schaltungen und Vorträgen welche natürlich auch wieder für alle Besucher und Aussteller verfügbar waren. Leichtere Irritationen, welche durch zumeist Variationen in der Bandbreite und der Anzahl der Teilnehmer welche gerade die Plattform benutzten, entstanden, konnten durch Benutzung herkömmlicher Technologien wie Telefon oder eine Neuterminierung eines Termins wenn nötig umgangen werden.
Alles in allem genommen, war die Formnext Connect, welche 203 Aussteller mit über 2200 Vertretern und 8541 Teilnehmer aus über einhundert Ländern anzog, wie die Messegesellschaft Mesago in ihrem Abschlußstatement es bezeichnete ein Beweis dafür das diese das „digitale Herz der AM-Branche“ sei. Allein an den 221 Vorträgen und Präsentationen nahmen knapp 45.000 Zuschauer teil.
Mit der TCT Conference gab es ein weiteres Schmankerl: Aktuelle Trends aus der AM-Welt, Innovationen aber auch Einblicke in technologische Entwicklungen wurden präsentiert, diskutiert und natürlich auch gezeigt.
Wir werden in den nächsten Ausgaben von Voxel hier immer gerne wieder auf unsere Meetings und Gespräche auf der Formnext Connect zurückkommen und nach und nach Sie an unserem Erfahrungsprozess teilnehmen lassen. Unterschiedliche Themengebiete, nicht nur „Erfolge der additiven Fertigung“ sondern auch deren einzelne Bereiche, wie die Auswahl von Materialien, das Design des zu druckenden Bauteils, den Druck und auch die Weiterverarbeitung, Veredelung von Bauteilen sowie den Gesamtarbeitsablauf, MIS, ERP, FEA, PLM und weitere beleuchten. Freuen Sie sich auf spannende Ausgaben mit interessanten Einsichten, Produkte und vor allem Möglichkeiten ihren Betrieb oder ihre Herstellung für die industrielle (R)evolution der additiven Fertigung vorzubereiten und erfolgreich dessen Anforderungen zu bewältigen.
Ich auf jeden Fall freue mich auf die nächste Formnext 2021 beziehungsweise. je nach Lage der Pandemie Formnext Connect 2021...